Nektarsporn

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Brigitte Stisser

Nektarsporn

Beitrag von Brigitte Stisser »

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Nektarsporn  - ( Hypanthium )
 


Was ist ein Nektarsporn  - sehr vereinfacht gesagt -  ein mit Nektar gefüllter Blütensporn .

Dieser Nektarsporn ist ein 2.tes Unterscheidungsmerkmal -  neben der Anordnung der Blütenblätter - zwischen Pelargonien
und Geranien. Bei Pelargonien ist er vorhanden, bei Geranien NICHT.


Warum es im Laufe der Evolution zur Ausbildung dieses Spornes kam, das kann man  nur vermuten.
Ich habe noch nirgends einen Anhaltspunkt  –  noch keine Abhandlung   -  darüber  gefunden, weshalb es zu dieser Entwicklung gekommen ist.

Sollte es einmal der Fall sein, behalte ich mir vor einen Zusatzbeitrag zu erstellen.


Diese Nektarsporne sind bei mehreren   Pflanzengattungen entstanden –
z.B. bei Tropaeolum ( Kapuzinerkressen ), Akeleien, Orchideen u.a.

               Nektarsporn bei Akelei.                                                                      Nektarsporn bei Angraecum sesquidale (Orchidee)

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[ Angraecum sesquipedale, gelegentlich auch „Stern von Madagaskar“ genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae), die als Epiphyt oder Lithophyt an der Ostküste Madagaskars heimisch ist. Besonders auffällig an dieser Orchidee ist der bis über 40 cm lange Nektarsporn , in dessen unterstem Teil Nektar produziert wird. Angraecum sesquipedale hat wissenschaftlich besondere Aufmerksamkeit gefunden, da Charles Darwin anhand einer in England kultivierten Pflanze die These aufgestellt hatte, dass es in Madagaskar einen Schmetterling mit einem extrem langen Saugrüssel geben müsse, der diese Pflanze bestäubt. Dreißig Jahre später (1903) wurde ein Schwärmer entdeckt, auf den diese Prognose zutraf. Er wurde wissenschaftlich unter dem Namen Xanthopan morganii praedicta (lat. praedictus = der Vorausgesagte) beschrieben; zu einem Zeitpunkt als Charles Darwin schon lange tot war. Der Blütenbesuch durch den Schwärmer konnte erst 1997 erstmals photographisch dokumentiert werden. ]


Für die Gattung Pelargonium liegt mir eine Abhandlung von Dr. Stefan Vogel
aus dem Jahre 1954 vor, welche im VEB Gustav Fischer Verlag / Jena erschienen ist.
Auf  diese Abhandlung beziehe  ich meine Ausführungen.

Bei seinen Untersuchungen stellte Dr. Vogel  fest, dass die Spornlängen bei Pelargonien sehr variieren,
von kurzen Spornlängen – ca. 1-5 mm bis hin zu einer Länge (incl. Blüte)
von  80 mm bei Pelargonium tetragonum  - und Pel. longicaule.

Diese Variationen der Spornlängen sind in Koexistenz mit den entsprechenden Bestäubern während der Evolution entstanden.

Ich verweise  auf den Beitrag :  Bestäubungsmechanismen bei Pelargonien:

Die größten Blüten besitzen Pelargonium tetragonum und Pelargonium longicaule, wo die 2 oberen Blütenblätter  bis 4 cm (!!!) lang sein können.


Die Bestäubung der Pelargonien erfolgt durch verschiedene Tierarten:
1. Durch Bienen                 (d.h. Melittophylie)
2. Durch Tagfalter              (d.h. Psychophylie)
3. Durch Nachtfalter           (d.h. Sphingophylie )
4. Durch Fliegen                 (d.h. Myophylie )
5. Durch Vögel                   (d.h. Ornithophylie )

Ornithophylie nur bei Pelargonium fulgidum.



Die Gesamtzahl aller gemessenen Spornlängen ergab, dass bestimmte Spornlängen, nämlich die zwischen 1-5 mm und die zwischen 25-30 mm
am häufigsten vertreten sind. Das erstere sind Bienen bestäubte und das zweite
Tag – und Nachtfalter bestäubte Blüten.

Hat ein Insekt keinen entsprechend langen Rüssel, um den Nektar herauszusaugen, wird es mitunter zum Nektarräuber: es bohrt den Nektarsporn an , entwendet den Nektar ohne eine Gegenleistung dafür – die Bestäubung  - zu erbringen.

Es ließe sich noch mehr Interessantes zu diesem Thema berichten, aber das würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen.

Wir hatten in diesem Jahr die Möglichkeit und die Gelegenheit  das Phänomen des Nektarspornes zu fotografieren. Bei Pelargonium fulgidum.


                               Hier sind die Bilder:

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Das Insekt, dessen Saugrüssel lang genug ist , um am Grund des Nektarsporns den Nektar aufzusaugen, vollzieht die Bestäubung -
die dann mit der Samenbildung abschließt.


Möglicherweise kann der Beitrag mit weiterführenden Erkenntnissen meinerseits einmal fortgesetzt werden.



Kommentare und Fragen bitte hier:

http://www.fuchsienfreunde.de/viewtopic.php?t=16198


Brigitte.

Ergänzung des Beitrages über den Nektarsporn.

Brigitte Stisser hat geschrieben:x  

Nektarsporn  - ( Hypanthium )
 


Was ist ein Nektarsporn  - sehr vereinfacht gesagt -  ein mit Nektar gefüllter Blütensporn .

Dieser Nektarsporn ist ein 2.tes Unterscheidungsmerkmal -  neben der Anordnung der Blütenblätter - zwischen Pelargonien
und Geranien. Bei Pelargonien ist er vorhanden, bei Geranien NICHT.


Warum es im Laufe der Evolution zur Ausbildung dieses Spornes kam, das kann man  nur vermuten.
Ich habe noch nirgends einen Anhaltspunkt  –  noch keine Abhandlung   -  darüber  gefunden, weshalb es zu dieser Entwicklung gekommen ist.

Sollte es einmal der Fall sein, behalte ich mir vor einen Zusatzbeitrag zu erstellen

Hat ein Insekt keinen entsprechend langen Rüssel, um den Nektar herauszusaugen, wird es mitunter zum Nektarräuber: es bohrt den Nektarsporn an , entwendet den Nektar ohne eine Gegenleistung dafür – die Bestäubung  - zu erbringen.

Brigitte Stisser.
Ich bin nun in der angenehmen Lage, die Auskunft eines Spezialisten zu diesem Thema wiedergeben zu können.

Also: der Nektarsporn ist aus folgendem Grund in der evolutionären Entwicklung entstanden:

Die "Verlegung" des Nektarium bzw. Nektarspeichers (das ja die Aufgabe des Hypanthiums) in die Tiefe der Blüte und damit an den reproduktiven Teilen (Narben, Staubblätter) vorbei, dient der Besucherlenkung, um erfolgreiche Bestäubung zu vermitteln. Die Nachtfalter werden trotz ihrer langen Rüssel gezwungen, tief in die Blüten einzutauchen. Dabei kommen sie seitlich mit Kopf, Brust oder Rücken in Kontakt mit Narben und Pollen. Zum anderen wird die Anzahl illegitimer Blütenbesucher (=Nektarräuber) darüber eingeschränkt (wenn sie zu kurze Rüssel/Mundwerkzeuge haben,
um an das Hypanthium zu gelangen). Blütenökologen sprechen auch von "Filtern".

Zitat Dr. Meve, Uni Bayreuth.
Fragen und Kommentare:  hier

http://www.fuchsienfreunde.de/viewtopic.php?t=16198

Brigitte Stisser.
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